Hund oder Katze nehmen für die Kinder – woher bekommt man ein geeignetes Tier?
von belmedia Redaktion Allgemein Familienleben Gesundheit Mütter News Väter
Viele Eltern wünschen sich ein Haustier für ihre Kinder. Doch woher nimmt man ein Tier, das passt – ohne Risiken oder übertriebene Kosten?
Wer ein Tier für die Familie sucht, steht schnell vor einer riesigen Auswahl. Doch nicht jede Quelle oder jede Rasse ist geeignet – besonders, wenn Kinder im Spiel sind.
1. Warum Rassetiere nicht immer die beste Wahl sind
Rassetiere sehen oft schön aus, kosten aber schnell mehrere tausend Franken – dazu kommen Gesundheitsrisiken, die man bei jungen Familien besser vermeiden sollte. Viele Hunderassen leiden an Hüftdysplasie, Augenproblemen oder Hautkrankheiten. Auch bei Rassekatzen sind Zahnprobleme, Allergien oder Verhaltensauffälligkeiten verbreitet.
Hinzu kommt die Problematik der Zuchtbedingungen. In vielen Fällen stammen die Tiere aus Massenzuchten – besonders wenn sie über Online-Inserate oder aus Osteuropa verkauft werden. Dort zählen nicht Tierwohl oder Charakter, sondern Aussehen und Stückzahl. Das Resultat: anfällige, überzüchtete Tiere mit schlechten Startbedingungen.
- Viele Erbkrankheiten bei reinrassigen Linien
- Häufige Inzucht bei unseriösen Züchtern
- Hohe Anschaffungskosten – bis 3’000 Franken
- Vermehrung durch Qualzucht (z. B. Atemnot, übergrosse Augen, kurze Beine – siehe diese Nasenlose Perserkatze: ihr Scheitel ist viel zu klein)
Eltern, die ein Haustier für ihre Kinder suchen, sollten lieber nach gesunden, robusten Tieren mit ausgeglichenem Wesen Ausschau halten – nicht nach Modeerscheinungen mit Stammbaum.
2. Hybride Rassen – gezielte Kreuzungen mit Charakter
Hybride Rassen entstehen durch gezielte Kreuzungen von zwei bis vier bestimmten Rassen – oft mit dem Ziel, positive Eigenschaften zu vereinen. Bekannte Beispiele sind Labradoodle (Labrador + Pudel), Cockapoo (Cocker Spaniel + Pudel) oder Bengal-Katzen (Hauskatze + Wildkatzenlinie). Anders als Mischlinge haben Hybride eine dokumentierte Herkunft und gezielte Selektion im Hintergrund.
Diese Hybridrassen erfreuen sich wachsender Beliebtheit, da sie oft als allergikerfreundlich, besonders familiengeeignet oder robuster gelten als manche Rassehunde. Dennoch sind sie keine Garantie für „das perfekte Tier“ – auch sie benötigen Erziehung, Pflege und klare Regeln im Alltag.
- Gezielte Kreuzungen mit bekanntem Stammbaum
- Häufig familienfreundliches Temperament
- Vielfach geeignet für Anfänger oder Allergiker
- Gleichzeitige Risiken durch Modezüchtung und unseriöse Anbieter
Gerade bei Hunden sind Hybride spannend für Familien, da sie oft ein stabiles, ausgeglichenes Wesen mitbringen – kombiniert mit praktischer Grösse, pflegeleichtem Fell und einer freundlichen Grundveranlagung. Bei Katzen zeigen sich bei Bengal, Savannah oder Ocicat ähnliche Tendenzen – allerdings mit teils wilden Vorfahren, die besondere Anforderungen mit sich bringen.
Eltern sollten sich vor dem Kauf eines Hybrids gut informieren: Wo wurde gezüchtet? Wie leben die Elterntiere? Gibt es gesundheitliche Nachweise? Und ganz wichtig: Passt das Wesen zur Familie? Ein ruhiger Labradoodle kann ein toller Spielkamerad sein – ein hyperaktiver Puggle eher weniger.
3. Mischlinge und Hauskatzen aus Tierheimen – unbekannt, aber voller Potenzial
Mischlinge – ob Hund oder Katze – sind Tiere ohne dokumentierte Herkunft. Sie entstehen durch zufällige Verpaarungen, oft ausserhalb jeder Kontrolle. Besonders Katzen vermehren sich an Bauernhöfen, Abfallplätzen oder im Umfeld von Futterstellen – ohne Aufsicht, ohne Gesundheitsprüfung, ohne Zuchtziel. Man spricht daher auch von sogenannten „Strassenmischling“ – Tieren aus dem Abfall, bildlich gesprochen.
Auch viele Mischlingshunde stammen aus ähnlich ungeplanten Umständen: Streuner, Wegwerftiere oder Nachzuchten aus ungeplanten Würfen. Ihre Elterntiere sind oft nicht bekannt, ihr Wesen nicht abschätzbar – ihre Vergangenheit ein Rätsel.
- Herkunft oft unklar – keine Ahnung, welche Rassen beteiligt sind
- Keine planmässige Selektion auf Gesundheit oder Verhalten
- Unkalkulierbares Temperament – kann perfekt passen, aber auch schwierig sein
- Oft aus Notlagen heraus entstanden – nicht als Familienhund geplant
Trotzdem oder gerade deshalb landen viele dieser Tiere in Tierheimen. Dort werden sie medizinisch versorgt, geimpft, gechippt, kastriert – und oft mit grossem Aufwand beobachtet, getestet und sozialisiert. Tierheime kennen ihre Tiere. Sie sagen offen, ob ein Hund ängstlich, verspielt, wachsam oder zurückhaltend ist – und empfehlen ihn entsprechend weiter.
Der Vorteil: Diese Tiere kosten nur ein paar hundert Franken, sind meist gut betreut und dürfen fast immer für eine gewisse Zeit „auf Probe“ mitgenommen werden. So kann eine Familie testen, ob das Tier zur Lebenssituation passt – ohne sofort Verpflichtungen einzugehen.
- Anschaffungskosten meist unter 500 Franken
- Charaktertest durch erfahrene Betreuer
- 30-Tage-Probezeit bei vielen Tierheimen
- Begleitete Übergabe und Beratung inklusive
Kinder lernen dabei nicht nur den Umgang mit einem Tier – sie lernen auch Verantwortung, Mitgefühl und Rücksicht. Und viele Eltern berichten: Genau diese „zufällig geretteten“ Tiere wachsen mit den Kindern besonders stark zusammen.
Wer also keine bestimmte Vorstellung vom Aussehen oder der Rasse hat, findet in einem Tierheim oder bei einer Tierrettung vielleicht nicht das perfekte Tier – aber das genau richtige.
4. Auch Zuchttiere landen im Tierheim – und verdienen ein Zuhause
Viele glauben, im Tierheim sässe nur „zweite Wahl“ – doch das stimmt nicht. Auch viele teure Zuchttiere landen dort. Gekauft für viel Geld, später abgegeben, weil sie zu gross wurden, nicht stubenrein waren oder nicht „funktionierten“, wie erhofft. Sie sind nicht unbedingt krank, nicht schwierig – sie wurden einfach nicht verstanden oder falsch erwartet.
Solche Tiere tragen eine Vergangenheit mit sich, aber auch viel Potenzial. Wer ihnen ein neues Zuhause gibt, schenkt nicht nur eine zweite Chance – sondern oft einen besonders dankbaren, charakterstarken Begleiter.
Fazit: Herz schlägt Stammbaum
Ein Tier für Kinder zu finden, ist keine Frage der Rasse – sondern des Charakters, der Herkunft und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Rassetiere können wundervoll sein, aber sie bringen oft hohe Kosten und gesundheitliche Risiken mit sich. Hybride bieten Alternativen, verlangen aber klare Informationen. Und Mischlinge sowie Tierheimtiere – ob mit oder ohne Stammbaum – tragen oft das grösste Herz.
Wer offen ist, findet nicht das „perfekte“ Tier, sondern das passende. Für sich. Für die Kinder. Für ein gemeinsames Leben, das nicht auf Papieren beruht – sondern auf Vertrauen, Geduld und gegenseitigem Respekt.
Und manchmal ist genau das der Anfang einer echten Freundschaft – auf leisen Pfoten oder vier standfesten Pfoten. Ganz ohne Zucht. Aber voller Leben.
Quelle: elterntipps.ch-Redaktion
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